Dienstag, 12. Juli 2016

Stress, oder alles nur psychisch...




Erinnert sich noch jemand an den Film “10.000 B.C.”? An die Szene, in der der arme Steinzeitmensch mit einem Säbelzahntiger konfrontiert wurde, der mit weit aufgerissenem Rachen kurz vorm Zuschnappen war? Was mag der arme Kerl (der Mensch, nicht der Säbelzahntiger) wohl empfunden haben? Nun, das wissen wir nicht mit Sicherheit, aber was sich in seinem Körper abgespielt hat, das wissen wir recht genau, da sich die Physiologie des Menschen seither nicht wesentlich verändert hat. Er hat die typische Stressreaktion durchlaufen.

Unter Stress reagiert zuallererst unser Sympathikusnerv. Er veranlasst zum Beispiel folgendes:


  • Der Puls geht hoch
  • Das Herz schlägt kräftiger
  • das Blut von den anderen inneren Organen, wie Darm, Leber, etc. abgezogen und in die Muskulatur wird umverteilt 
  • Im Magen wird vermehrt Säure gebildet, aber die Verdauungsenzyme werden reduziert.
  • Auch die Bauchspeicheldrüse, der Darm, etc. werden in ihrer Aktivität zugunsten des Überlebensprogramms zurückgefahren
  • Aus der Muskelzelle wird Magnesium ausgeschleust, dafür wandert Calcium ein (Calcium lässt die Muskeln anspannen, während Magnesium entspannt. In dieser lebensbedrohlichen Situation ist allerdings eher Anspannung angesagt.
  • Die Nebenniere schüttet Stresshormone aus (Cortisol, Adrenalin).
  • An Sex denkt man in dieser Situation auch eher weniger..
Alle diese Reaktionen sind überlebensnotwendig! Ist man erst vor dem Säbelzahntiger auf den nächsten Baum geflüchtet, kann der Gegenspieler des Sympathikus, der Parasympathikus, wieder aktiv werden. Dann kehrt sich der ganze Ablauf wieder um.

Heutzutage stehen wir aber vor einem großen Problem: Die Säbelzahntiger sind extrem zahlreich geworden, nur heißen sie heute “Ehepartner, Kinder, Finanzamt, Schwiegermutter, Chef, Kollegen, etc etc”. Im Gegenzug gibt es dafür aber kaum noch Bäume, sprich Ruhezonen, bzw. Ruhephasen. Das hat natürlich Konsequenzen.

Nehmen wir doch einfach ein Beispiel heraus:
Wie oben geschildert, produziert der Magen unter Stress mehr Magensäure, aber weniger Verdauungsenzyme. Ist das nur kurzzeitig der Fall, ist das kein Problem. Dauerstress hat aber heftige Konsequenzen. Was sind die Folgen:

  • Sodbrennen
  • schlechte Verdauungsleistung
  • nachfolgend Darmprobleme, da sich langfristig die Darmflora aufgrund von Gärungsprozessen negativ verändert
Es geht aber noch weiter... Wie oben geschildert, wird unter Stress Magnesium aus der Zelle aus und Calcium eingeschleust. Wenn man nun denkt, dass das Magnesium wieder zurück wandert, wenn der Stress vorbei ist, hat man sich leider getäuscht. Es wird über die Nieren ausgeschieden. Steht man also unter Dauerstress, geht der Magnesiumspiegel in den Keller. Folgen: Verspannungen, Migräne, Herzrhythmusstörungen, Panikattacken, usw.

Kommt der arme Dauergestresste zum Arzt, findet der meistens erstmal nix. Aufgrund knapper Budgets wird ein ebenso knappes Blutbild gefertigt, das leider nichts her gibt. Also ab zur Magen- und Darmspiegelung. Auch da kein wirklich greifbarer Befund. Spätestens dann kommt der Spruch:” Das ist bei Ihnen alles nur psychisch.” Das ist auch genau das, was man als Patient von seinem Arzt hören wollte. Man hat heftige Beschwerden, landet aber gleich auf der Psychoschiene.

Hier ist ein ganzheitlicher Ansatz gefragt. Weder würde eine reine Psychotherapie helfen, noch eine medikamentöse Behandlung z.B. des Sodbrennens mit einem Magensäureblocker. Da kommt z.B. die Ordnungstherapie ins Spiel, in dem man dem Patient aufzeigt, wie das Problem erst entstanden ist, aber gleichzeitig auch Hilfestellung bietet, wie man das überforderte Nervenkostüm wieder einregelt. Gleichzeitig muss der Magen und Darm wieder in Ordnung gebracht werden, z.B. durch ein Probiotikum. Man darf nicht vergessen, dass Stress die oben geschilderten körperlichen Probleme verursacht, die körperlichen Probleme wiederum den Stress verstärken. Aus dem Schlamassel kommt man nicht heraus, wenn nur einseitig auf Körper oder Geist/Seele geschaut wird. Da muss man schon beide Aspekte behandeln.

Wie das im Detail aussieht, darüber mehr in einem folgenden Beitrag.

Samstag, 9. Juli 2016

Schwanger? Dann sollten Sie die folgenden Facts kennen!

heute einige wichtige Informationen für meine lieben schwangeren Patientinnen (natürlich für Schwangere geeignet, die nicht zu meinem Patientenstamm gehören ;-)):

Wussten Sie, dass die der Jodgehalt der Plazenta fünfmal so hoch ist, als der Jodgehalt des mütterlichen Blutes? Nanu, braucht die Schilddrüse des Ungeborenen soviel Jod?? Nun, natürlich braucht sie Jod, aber das Jod wird eben nicht nur für die Schilddrüse gebraucht.
Es ist ein großer Irrtum, zu glauben, dass nur die Schilddrüse auf Jod angewiesen ist. Tatsächlich sind das alle Drüsen im Körper. Jod reichert sich im Embryo erst im Magen-Darm-Trakt an, dann im Gehirn und erst dann in der Schilddrüse.

Somit hat ein Jodmangel der Mutter, sei er auch nur latent, enorme Einflüsse auf die Entwicklung des Kindes. Hier einige Beispiele:

geringere Größe
Schilddrüsenunterfunktion
Trinkschwäche
Störungen der psychomotorischen Entwicklung
geringerer Intelligenzquotient (bis zu 15 Punkte)
Früh- und Fehlgeburten
ADHS
(Quelle: Jod, Schlüssel zur Gesundheit)

Vielleicht werden Sie sich jetzt denken, dass Jod bei uns doch kein Thema mehr ist. Da haben Sie sich aber gewaltig getäuscht! Zwar findet man bei uns kaum noch Kröpfe, aber von einer guten Jodversorgung sind wir meilenweit entfernt. Außerdem steigt der Jodbedarf während der Schwangerschaft um mindestens 50%. Selbst die ansonsten extrem konservative DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) erkennt einen erhöhten Jodbedarf in der Schwangerschaft an. Leider ist die Beratung durch Ärzte und Hebammen in Bezug auf Jod alles andere als ausreichend. Da bleibt nix anderes übrig, als sich selbst zu informieren. Aber bitte nicht einfach googeln! Da sind teilweise völlig hysterische Beiträge in Bezug auf Jod zu finden, die ein völlig falsches Bild vermitteln. Jod ist ein natürliches Spurenelement und zum Leben absolut nötig!

Ein weiterer wichtiger Nährstoff für die Entwicklung des Kindes sind die Omega-3-Fettsäuren. Eine amerikanische Studie konnte aufzeigen, dass Babys, die von der Geburt an bis zum 12 Monat mit Omega 3 versorgt wurden, bei diversen Tests auf anspruchsvolle Problemlösungen, räumliches Denken u.ä. der Kontrollgruppe signifikant überlegen waren. Besonders deutlich wurde das ab dem 3. Lebensjahr. 

Man sollte sich hier eventuell fragen, was wäre passiert, wenn man bereits die Mutter optimal mit Omega 3 versorgt hätte. Ebenso wäre interessant, wenn die Kinder die ganze Zeit über Omega 3 erhalten hätten, und nicht nur im ersten Jahr.
 
Interessant ist auch hier wieder, dass neuere Studien, bzw. Metaanalysen, den Nutzen von Omega 3 anzweifeln, während es gleichzeitig als unbestritten gilt, dass die Gehirnentwicklung des Urmenschen aufgrund einer hohen Omega 3-Versorgung so rasant verlaufen ist. Da könnte man sich schon fragen, ob nicht demnächst irgendeine Pharmafirma eine neue Intelligenzpille (natürlich mit 1000 Nebenwirkungen) auf den Markt werfen will und deswegen schon mal die Propagandamaschinerie anwirft, um den unliebsamen Konkurrenten Omega 3 zu diskreditieren...

Samstag, 2. Juli 2016

Medikamente und Vitalstoffe (Tabelle)



Zur Vervollständigung der beiden Beiträge über Protonenpumpenhemmer und Kontrazeption (Pille) hier eine Tabelle über weitere Medikamente, die Vitalstoffe klauen:


Krankheit
Medikament
evtl. fehlende Vitalstoffe
Diabetes
Metformin
Vitamin B12
Hypertonie (hoher Blutdruck)
Diuretika (Thiazid, Chlortalidon, Indapamid, Furosemid, Torasemid)
Zink, Magnesium, Kalium, Vitamin B1, Folsäure

Die Pille
Vitamin C, Magnesium, Vitamine B6, B12, Folsäure
Depressionen
Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Citalopram, Fluoxetin, Paroxetin, Sertralin)
Polsäure, Vitamin B12
Reflux, Sodbrennen
Protonenpumpenhemmer Omeprazol, Esomeprazol, Pantoprazol, Nexium)
Vitamin B12, Folsäure, Magnesium, Vitamin C, Vitamin D, Kalzium
hoher Cholesterinspiegel
Statin (Simvastatin, Atorvastatin, Lovastatin, Fluvastatin)
CoEnzym Q10
Entzündungen, Rheuma, Asthma, etc
Cortison (Dexamethason, Prednisolon, Triamcinolon)
Vitamin D, Vitamin C
Über das eine oder andere Thema werden wir hier sicher noch reden….

Dienstag, 14. Juni 2016

Vitamin D

Heute mal nichts von mir selbst, sondern ein Interview mit einem führenden amerikanischen Endokrinologen. Das Thema ist nach wie vor brisant, weil ich bei meinen Patienten selbst jetzt im Juni noch extrem niedrige Vitamin-D-Spiegel messe.

Hier das Interview:

Vitamin D - Wundermittel oder Modetrend?

Noch vor wenigen Jahren ein Nährstoff unter vielen, gilt das „Sonnenvitamin“ heute fast als Wundermittel. Krankheiten heilen kann Vitamin D zwar nicht, aber es erhält die Gesundheit. Die meisten Menschen haben selbst im Sommer einen Mangel - den man beheben sollte.
Im Gespräch mit science.ORF.at erklärt einer der international führenden Vitamin D-Experten, der Endokrinologe Michael Holick vom Boston University Medical Center, was das „Sonnenvitamin“ so besonders macht und warum auch die Sommersonne meist nicht ausreicht, um genug davon zu produzieren.
Schon als Student hat Holick Calcidiol, die Hauptform von Vitamin D, als auch Calcitriol, die aktive Form von Vitamin D, entdeckt. Seitdem widmet er sich der Erforschung des Vitamins, das streng genommen gar keines ist.
science.ORF.at: Vitamin D in Kombination mit Kalzium ist wichtig für die Knochen - das weiß man schon lange. Aber heute - so scheint es - gibt es kaum eine Krankheit, die das Vitamin nicht verhindern soll? Was ist passiert?
Michael Holick: Im Lauf unserer Forschungen haben wir festgestellt, dass jede Zelle in unserem Körper einen Rezeptor für Vitamin D besitzt. D.h., jede Zelle nutzt den Stoff. Daher ist es sehr wichtig für die Gesundheit, von der Geburt bis zum Tod.
Warum?
Es gibt viele Zusammenhänge. Ich nenne Ihnen ein paar Beispiele: Schwangere mit einem niedrigen Vitamin D-Spiegel haben eher einen Kaiserschnitt, um ganze 400 Prozent ist das Risiko erhöht. Die Kinder von Frauen, die zu wenig davon haben, bekommen später eher Asthma.
Kinder mit Vitamin D-Mangel leiden öfter an Asthma und im späteren Leben haben sie ein höheres Risiko für Diabetes und Multiple Sklerose. Vitamin D reduziert das Risiko für Darmkrebs, Herzkrankheiten, Typ-2-Diabetes, Alzheimer und Depressionen.
Sind das reine Korrelationen oder kennt man auch den Ursache-Wirkungs-Zusammenhang?
Die meisten sind Assoziationsstudien. Die erst bekannte stammt aus Finnland: Dort gaben die Forscher Kleinkindern täglich 2.000 I.U. (internationale Einheiten) von Vitamin D. Die Probanden wurden 31 Jahre begleitet. Sie hatten ein um 88 Prozent geringeres Diabetesrisiko als Vergleichsgruppen.
Zu Blutdruck und Herzkrankheiten haben wir selbst eine Studie mit Teenagern gemacht. Sie hatten einen Vitamin D-Mangel. Dann gaben wir ihnen drei Monaten lang täglich eine Dosis von 2.000 I.U. Man sah die Auswirkungen in ihren Blutgefäßen. Dieser direkte Effekt zeigt, dass man später besser vor Herzkrankheiten geschützt ist.
Man sollte also besser in seiner Jugend Vitamin D nehmen anstelle von Blutdruckmedikamenten im späteren Leben?
Ja, man kann Bluthochdruck nicht mit Vitamin D bekämpfen. Aber eine ausreichende Versorgung schützt vor chronischen Krankheiten wie Bluthochdruck.
Kennt man den biochemischen Mechanismus? Wie wirkt Vitamin D?
Vitamin D ist fettlöslich. Wenn es in eine Zelle eintritt, landet es direkt in ihrem Kern und bindet an einen Rezeptor. Wir haben in unserem Krankenhaus eine Untersuchung gemacht, mit mangelhaft versorgten Erwachsenen. Wir haben ihre Blutzellen untersucht und angeschaut, auf welche Gene sich eine zusätzlich Vitamin-D-Gabe auswirkt.
Wir sahen, dass 291 Gene auf den verbesserten Vitaminstatus reagierten. Vitamin D verändert das Immunsystem, verbessert die Reparaturfähigkeit der DNA, was vor Krebs schützen kann. Vitamin D beeinflusst also eine ganze Reihe an Stoffwechselfaktoren.
Also ist Vitamin D tatsächlich „ein Hormon für jede Gelegenheit“ oder doch nur eine Modeerscheinung?
Ich glaube, es ist mehr als ein Trend. Ich habe mir angeschaut, wann in der Erdgeschichte erstmals Vitamin D auftauchte. Offenbar besaßen es schon die frühesten Lebensformen vor 500 Millionen Jahren. Mutter Natur hat anscheinend gesehen, wie wichtig es ist, und dann beschlossen, dass wir es besser über die Sonne bekommen und nicht aus der Nahrung. Alle Lebewesen waren draußen, so war die Versorgung gesichert.
Unsere Vorfahren bekamen vermutlich deutlich mehr Sonne ab als wir?
Ja - und genau da liegt das Problem. Jeder denkt, wenn man gesund isst, bekommt man alle Nährstoffe, die man braucht. Aber es ist so gut wie kein Vitamin D im Essen, mit wenigen Ausnahmen wie z.B. Wildlachs oder unter Sonnenlicht gezüchteten Pilzen.
Die einzig maßgebliche natürliche Vitamin-D-Quelle ist die Sonne. Bei einer Studie an einem afrikanischen Volk wurde gezeigt, dass alle genug Vitamin D haben, trotz der dunklen Haut, aber sie sind meistens draußen. Wir vermeiden die Sonne.
Wie viel brauchen wir denn wirklich? Die Empfehlungen gehen ziemlich auseinander.
Die Endocrine Society empfiehlt für Kleinkinder 400 bis 1.000 I.U., für größere Kinder 600 bis 1.000, für Erwachsene 1.500 bis 2.000. Im Blutspiegel empfehlen wir zwischen 75 und 250 Nanomol/Liter (nmol/l), 15 mmol/l sind das absolute Minimum, darunter bekommt man Rachitis.
Kann man Vitamin D auch überdosieren?
Es wird irgendwann toxisch. Dann steigt der Kalziumspiegel im Blut und das Kalzium verstopft die Gefäße und die Nieren - das kann zum Tod führen. Aber da müssten sie versehentlich 100.000 Einheiten schlucken, 10.000 auf einmal sind absolut sicher, wie wir in unseren Untersuchungen gesehen haben.
Und wie bekommen wir genug davon? Wie viel müssten wir in die Sonne gehen?
Das hängt von der Jahres- und Tageszeit sowie von Ihrem Wohnort ab. Hier in Wien bekommen Sie mit Sicherheit nicht genug Sonne von Mitte Oktober bis Ende März. Und auch im Sommer können Sie nur zwischen zehn Uhr am Vormittag und drei Uhr Vitamin D durch Sonnenlicht produzieren - in diesem Zeitraum ist aber kaum jemand draußen. Wir haben eine Gratis-App entwickelt, die einem immer anzeigt, wie viel Vitamin D man gerade produziert und wann man aus der Sonne gehen soll, um keinen Sonnenbrand zu bekommen.
Aber die wenigsten gehen noch in die Sonne, und wenn, dann mit Sonnenschutz.
Ja, ein Sonnenschutzfaktor von 30 reduziert unsere Fähigkeit, Vitamin D zu bilden um 98 Prozent. Ich empfehle zwei bis drei Mal die Woche mit Armen und Beinen kurz in die Sonne zu gehen. Gegen Hautkrebs empfehlen wir die am meisten ausgesetzten Körperteile zu schützen, das Gesicht und die Handrücken.
Wobei anzumerken ist, dass die meisten Melanome an Stellen entstehen, die am wenigsten der Sonne ausgesetzt sind. Und Menschen, die viel in der Sonne sind, weil sie im Freien arbeiten, bekommen am seltensten Hautkrebs.
Also sollten wir regelmäßig, aber nicht zu lange in die Sonne gehen?
Ja, auf jeden Fall. Denn abgesehen von Vitamin D produziert man dabei auch Endorphine - man fühlt sich besser. Außerdem sinkt der Blutdruck.
Können Vitamin D-Präparate tatsächlich die Sonne ersetzen?
Sie helfen definitiv, wie meine Untersuchungen gezeigt haben.
Sollten wir im Winter alle Ergänzungsmittel schlucken?
Ich empfehle, sie das ganze Jahr über zu nehmen, außer Sie sind von Beruf Rettungsschwimmer. Meine Patienten erhalten durchgängig 2.000 bis 3.000 Einheiten, Kinder 1.000.
Manche Nahrungsergänzungsmittel lassen sich nicht gut aufnehmen, weil sie natürlicherweise nicht isoliert auftreten. Ist das bei Vitamin D kein Problem?
Zum Glück funktioniert es ganz auf sich allein gestellt, weil es ein Hormon ist.
Ist es tatsächlich ein Hormon?
Ein Hormon ist ein Stoff, den man selbst produziert. Die Tatsache, dass die Haut Vitamin D mit Hilfe der Sonne erzeugen kann, macht es zu einem Hormon. Auch dass es zur Aktivierung durch Leber und Nieren gehen muss, bevor es im Blutkreislauf landet - definitionsgemäß ist Vitamin D also ein Hormon.
Warum nennen wir es dann nicht so?
Weil Hormon gefährlicher klingt. Eltern wären wohl weniger bereit, ihren Kindern Hormone zu geben. Vitamin klingt viel besser.
Aber Vitamin klingt eben schwächer und viele halten es für unglaubwürdig, dass ein solches so viel können soll.
Ich beobachte ein wachsendes Interesse an Vitamin D. In den vergangenen 15 Jahren sind sicher 50.000 Publikationen dazu erschienen. Und ich bin sicher, da kommt noch mehr. Ich hoffe, dass das eines Tages auch die Gesundheitsbehörden einsehen und die Gesetze ändern, damit man auch in Europa Nahrungsmittel damit anreichern kann.
Wäre das nicht generell besser? Dann entginge man vielleicht dem Vorwurf, dass Vitamin D nur ein weiteres Produkt ist, an dem die Nahrungsmittelergänzungsindustrie Geld verdienen möchte.
Ja, das stimmt. Man muss allerdings genug zusetzen, damit der Bedarf tatsächlich gedeckt wäre. Aber so würde zumindest jeder eine Grundlage erhalten. Ich würde empfehle möglichst viele Grundnahrungsmittel wie Brot, Nudeln, Milchprodukte und Säfte damit anzureichern.
Interview: Eva Obermüller, science.ORF.at

Dienstag, 31. Mai 2016

Magnesium- und Vitamin-B12-Präparate

Aufgrund der letzten Posts wurde ich gefragt, welche Präparate ich in Bezug auf Magnesium und Vitamin-B12 empfehlen kann. Mache ich gerne, möchte aber bemerken, dass nicht jedes Präparat für jeden geeignet ist. Außerdem möchte ich festhalten, dass ich von keiner der erwähnten Firmen auch nur einen einzigen Cent, bzw. sonstige Vergünstigungen erhalte.

Hier ein Überblick:

Magnerot: relativ niedrig dosiert, aber sehr gut verträglich und durch die Kombination mit Orotsäure besonders empfehlenswert für Herzpatienten. 

Mehr Info auf der Herstellerseite:


Diasporal: Magnesiumcitrat. Das „Mittelding“. Gute Aufnahme, da Magnesiumcitrat, hoch dosiert, kann aber bei empfindlichen Leuten auch mal Durchfall auslösen. Hier der Link:


Magnesium-Bisglycinat: Hier ist das Magnesium an die Aminosäure Glycin gekoppelt. Dadurch sehr gute Aufnahme und hohe Verträglichkeit. Selbst mein sensibler Verdauungstrakt verträgt das Magnesium-Bisglycinat. Hier der Link:


B12-Ankermann: Sehr hoch dosiertes Präparat. Optimal für Patienten, die z.B. einen Magensäureblocker nehmen müssen.


Vitamin-B komplett: Für mich das derzeit beste Vitamin-B-Präparat. Enthalt alle B-Vitamine, einschließlich der Pangamsäure, die einige spezielle Eigenschaften aufweist. Auch hier der Link zur Hersteller-Homepage.

Sonntag, 29. Mai 2016

Die Antibabypille - einige weniger bekannte Nebenwirkungen

Die „Pille“ ist wohl eines der erfolgreichsten Medikamente überhaupt. Über 100 Millionen Frauen weltweit verhüten mit der Pille. Der Umsatz liegt bei über 9 Milliarden Dollar jährlich. Dies, trotz teilweise sogar lebensbedrohlichen Nebenwirkungen. So wurde ein Medikament z.B. in Frankreich wegen erhöhter Thrombosegefahr vom Markt genommen. Auch ein erhöhtes Krebsrisiko ist ja inzwischen bekannt.

Weniger bekannt sind allerdings einige Nebenwirkungen, die sich auf Vitalstoffe beziehen.

Die Pille reduziert die zelluläre Verwertung von Vitamin C und erhöht die Ausscheidung von Vitamin C über die Nieren. Folgen: Abfall der Konzentration von Vitamin C vor allem in den Leukozyten. Folge: geringere Immunkompetenz. Außerdem fehlt das Vitamin C als Radikalfänger. Erhöhte freie Radikale beschleunigen Alterungsprozesse! Welche Frau weiß das schon?? 

 Die Pille erhöht die Ausscheidung von Magnesium über die Nieren. Folgen: Brustschmerzen, Migräne, Reizbarkeit, depressive Verstimmung und vieles mehr.

Die Pille behindert die Resorption von Vitamin B6, B12 und Folsäure. Folgen: erhöhter Homocysteinspiegel, Serotin- und Melatoninmangel (schlechte Stimmung, schlechter Schlaf). Selbst 6 Monate nach Absetzen der Pille besteht noch ein Risiko für Schwangerschaft durch Folsäuremangel.

Vitamin-B12- und Magnesiummangel - Auswirkungen

Nach Erscheinen des letzten Posts (Magensäurehemmer und Vitamine, bzw. Mineralstoffe) wurde ich gefragt, ob das denn wirklich so schlimm wäre,
wenn man Magnesium-, bzw. Vitamin-B12-Mangel hätte. 

Nun, hier einige mögliche Auswirkungen an einem Mangel der beiden lebenswichtigen Stoffe. Machen Sie sich selbst ein Bild..
Diese Aufzählung ist keineswegs vollständig!

Mögliche Mangelsymptome bei Vitamin B12-Mangel

Appetitlosigkeit, Schwäche, leichte Ermüdbarkeit, Schwindel, Kurzatmigkeit, Schlafstörungen, Tinnitus, Sehschwäche, Abwehrschwäche, Infektanfälligkeit, Mitochondrienstörung, Neuralgien, 
Parästhesien, Muskelparesen, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmungen, Psychosen, brennende Zunge, erhöhtes Homocystein

Mögliche  Symptome bei Magnesiummangel

Nervosität, innere Unruhe, Angst, Depressionen, Menstruationsbeschwerden, Hyperaktivität, Kopfschmerzen, Migräne, geringe Stresstoleranz, Schlafstörungen, Muskelverspannungen, Krämpfe, Muskelzucken, kolikartige Spaßen im Verdauungstrakt, Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche, hoher Cholesterinspiegel, erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen 

Freitag, 27. Mai 2016

Medikamente als Vitaminräuber

Medikamente fungieren manchmal als heimtückische Vitalstoffräuber und klauen dem Körper so wichtige Substanzen, wie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.

So kann es geschehen, dass sich so manche Patientenbeschwerden ganz einfach als Arzneimittel-nebenwirkung entpuppen. Leider wird auf diese Zusammenhänge viel zu selten geachtet. Bitte beachten: Es geht hier nicht darum, dass Patienten ihre Medikamente absetzen sollen, sondern dass sie darüber informiert sind, auf welche Interaktionen sie achten müssen.

Nehmen wir als Beispiel die weitverbreiteten Protonenpumpenhemmer, wie Omeprazol, Nexium, Pantoprazol. Diese Medikamente werden zur Hemmung der Magensäurebildung eingesetzt. Diesen Job erledigen sie auch zuverlässig. Inzwischen sind sie sogar ohne Rezept in der Apotheke erhältlich. Allerdings muss man mit einigen Nebenwirkungen rechnen:


• Protonenpumpenhemmer (PPI) hemmen B12 und Folsäure. Folgen: erhöhter Homocystein-spiegel und daraus resultierend Arteriosklerose
PPI hemmen Vitamin D und Kalzium. Folgen: erhöhte Osteoporosegefahr
PPI hemmen Vitamin C und Eisen. Folgen: fehlende Immunkompetenz, mangelnde Blutbildung
PPI hemmen Magnesium. Folgen: Krämpfe, Verspannungen, Unruhezustände, Panikattacken und noch so einiges mehr.

Eine neuere Studie belegt auch den Zusammenhang zwischen Protonenpumpenhemmer und dem erhöhten Risiko für Nierenerkrankungen (Quelle: Ärztezeitung).

Man sollte deshalb seine Blutwerte, insbesondere B12 und Magnesium (im Vollblut!) bestimmen lassen, wenn man ohne PPI nicht auskommt. Oft allerdings ginge es ohne, und zwar mit einer veränderten Lebensweise. 

Mehr dazu in einem der nächsten Posts. Ebenfalls demnächst mehr zu den Nebenwirkungen einiger weiterer Medikamente in Bezug auf Vitalstoffverluste .

Donnerstag, 26. Mai 2016

Naturheilkunde und Schulmedizin - ein Widerspruch?



Oft schimpfen die Ärzte über uns Naturheilkundler und wir über die Ärzte. Vielleicht sollten beide Seiten einfach akzeptieren, dass wir lediglich anders an bestimmte Dinge ran gehen.

Die Schulmedizin hat ihre Stärken ganz eindeutig dort, wo es um Akutfälle geht, sei es Verletzungen durch einen Autounfall, Herzinfarkt, Schlaganfall, etc.. . Würde ich einen schweren Autounfall haben, wäre meine Sehnsucht nach einem guten Notarzt grenzenlos.
Sitzt mir ein Patient gegenüber, bei dem ich den Verdacht habe, dass eine lebensbedrohliche Erkrankung vorliegt, schicke ich den natürlich zum Arzt.

Im Gegensatz dazu hat die Naturheilkunde ihre Stärken in eher chronischen Krankheiten. Hätte ich chronische Rückenschmerzen, Migräne, einen Reizdarm oder ähnliches, würde mich mein Weg sicher zu einem meiner Kollegen führen.

Das liegt daran, dass der Ansatz ein ganz anderer ist. Die Schulmedizin versucht erst einmal, den „Feind“ zu lokalisieren, sei dies nun ein Virus, ein Bakterium, ein Tumor, oder was
auch immer. Die Naturheilkunde, so wie ich sie verstehe, akzeptiert das, versucht aber nicht, etwas  „gegen die Krankheit“, sondern „für den Patienten“ zu tun.

Nehmen wir eine ganz banale Infektion, sei sie nun viral oder bakteriell: Der Arzt wird im ersten Fall eventuell Aciclovir und im zweiten Fall ein Antibiotikum verschreiben. Das
kann in vielen Fällen durchaus Leben retten. Dass Antibiotika aber viel zu oft zum Einsatz kommen, ist ebenfalls unbestritten.

Der Naturheilkundler wird im Gegensatz dazu versuchen, das Milieu zu verbessern, indem er das Immunsystem stärkt. Die Methoden dazu sind vielfältig, sei es nun durch die Gabe von Vitaminen und Mineralstoffen (ich weiß auch nicht, warum Vitamine in Deutschland immer potentiell gefährlich sind, Medikamente aber völlig harmlos….), oder durch Akupunktur, Heilpflanzen, Osteopathie, etc.

Falls der geneigte Leser jetzt nach dem Widerspruch in beiden Verfahren sucht… nun, ich finde ihn auch nicht. Im Gegenteil, beide Ansätze ergänzen sich hervorragend, würde man sie nur nutzen.

Nehmen wir ein Beispiel aus der Orthopädie: Bei Rückenschmerzen, mit oder ohne Bandscheibenbeteiligung (es ist sehr oft eben nicht die Bandscheibe!), setzt die Schulmedizin Injektionen ein, um die Entzündung zu bekämpfen. Gemerkt? Schon wieder wird etwas bekämpft. Was macht die Osteopathie? Hier ein Auszug aus der Definition der Osteopathie von der WHO:

„Osteopathische Gesundheitsfürsorge bietet ein System an zur Einschätzung, Diagnose und Behandlung zahlreicher medizinischer Gegebenheiten. Sie basiert auf dem Prinzip, dass Struktur und Funktion des Organismus eng miteinander verbunden sind und dass das Wohlbefinden eines Menschen von dem harmonischem Zusammenwirken seiner neurologischen, muskoloskelettalen, kardiovaskulären und viszeralen Strukturen abhängt. In der Anwendung zielt die Osteopathie darauf, das allgemeine und natürliche Wohlbefinden des Organismus wieder herzustellen (und zu erhalten).

Verstanden? Hier steht nix von Kampf, sondern von Wiederherstellung.

Vielleicht verstehen irgendwann beide Seiten (Schulmedizin und Naturheilkunde), dass sich ein Kampf nicht lohnt, sondern das gegenseitiger Respekt, das Anerkennen von Synergieeffekten, Kooperation der einzig richtige Weg zum Wohle des Patienten sind. Gottseidank hat sich in den letzten Jahren diesbezüglich schon einiges gebessert, aber es muss noch eine Menge passieren.

In diesem Sinne… ein schönes Wochenende.

Antibiotika - oft unnötig!

Du meine Güte, wie oft habe ich schon mit Patienten über Sinn und Unsinn von Antibiotika diskutiert. Irgendwann habe ich es aufgegeben, weil kaum jemand davon zu überzeugen war, dass es z.B. bei einer Blasenentzündung eben nicht sofort ein Antibiotikum sein muss. Ich habe im Stillen nur gehofft (und oft auch empfohlen, aber selten erfolgreich...), dass zumindest der Darm mit einem guten Probiotikum (nein, Joghurt reicht da nicht!) wieder aufgebaut wird.
Heute die "große Überraschung ": in der Ärztezeitung wird über eine Studie berichtet, die ergeben hat, dass bei ansonsten gesunden Frauen die Antibiotikagabe keine Vorteile gegenüber einer symptomatischen Behandlung (Schmerzmittel) hatte.

Dann fassen wir mal zusammen:
1. Antibiose brachte keine Vorteile
2. mit Sicherheit wurden aber Resistenzen gefördert
3. Schäden für die Darmflora sind garantiert, daraus resultierende Folgeerkrankungen auch.

Warum versucht man es nicht (zumindest bei sonst gesunden Menschen) erst mit bewährten naturheilkundlichen Strategien, bevor man reflexartig zum Antiobiotikum greift, und sich automatisch z.B. eine Schwächung des Immunsystems mit Folgekrankheiten einfängt???

Magnesium - Transdermale Anwendung

Heute das letzte Kapitel über Magnesium. Dieses Mal geht um die sogenannte „transdermale Magnesiumsubstitution“. Was sich kompliziert anhört, ist eigentlich ganz einfach.
Man reibt die Haut mit einem Magnesium ein. Dieses Öl ist allerdings gar keines, sondern eine gesättigte Lösung aus Magnesium und Wasser. Dadurch bekommt das Endprodukt eine
ölige Konsistenz, hat aber wirklich nichts mit Öl zu tun.

Die transdermale Anwendung ist noch etwas umstritten, da es keine belastbaren Studien gibt und man bezweifelt hat, dass das Magnesiumöl tatsächlich über die Haut in den Körper gelangt. Lediglich einige Selbstversuche und eine Mini-Studie geistern durch das Internet, die allerdings ausnahmslos positiv verliefen. Der intrazelluläre Magnesiumspiegel ist immer angestiegen und das war ja auch das Ziel. Meine eigenen Erfahrungen sind ebenfalls positiv.

Erhältlich sind Magnesium als Spray, als Badezusatz und als Gel. Allen diesen Produkten ist gemeinsam, dass sie reichlich teuer sind. Es geht auch einfacher: Man kann beim großen Versandhaus mit A Magnesiumflocken kiloweise und sogar im 25-kg-Sack kaufen und damit das Magnesiumöl selbst herstellen, bzw. die Flocken als Badezusatz verwenden. Gerade das Bad ist sehr wohltuend.

Vorteile der transdermalen Magnesiumsubstitution:

  1. keine Resorptionsprobleme über Magen-Darm
  2. kein Durchfall
  3. Problemzonen, wie verkrampfte Muskeln, können gezielt versorgt werden
  4. schnell wirksam

Nachteile:

  1. Am Anfang kann es zu leichten Hautreizungen kommen. In der Regel verfliegt das schnell.
  2. Das Magnesiumöl schmeckt recht bitter. Also bitte aufpassen, dass es nicht in den Mund gelangt


Wie ich bereits gestern erwähnte, hat in Deutschland kaum noch jemand einen guten Magnesiumspiegel. Experten gehen davon aus, dass bis zu 80% der Bevölkerung von einem höheren Wert profitieren würden, und sei es nur, um die mentale Verfassung zu verbessern. Gerade hier leistet Magnesium ganz erstaunliche Hilfe. Nicht umsonst wird es als „Salz der Ruhe und Gelassenheit“ bezeichnet.

Magnesium - Wie erhöhe ich meinen Magnesiumspiegel 2

Nachdem wir gestern über die intravenöse Magnesiumgabe geredet haben, will ich heute zu den unterschiedlichen Präparaten zur Einnahme informieren.

Die Einnahme von Magnesiumverbindungen (Magnesium ist immer an eine andere Substanz gekoppelt)  ist die bekannteste und einfachste Art, den Magnesiumspiegel anzuheben.
Allerdings unterscheiden sich die unterschiedlichen Verbindungen erheblich in ihrem Magnesiumgehalt und in ihrer Verfügbarkeit für den Organismus.

Vorteile der oralen Magnesiumgabe:

  1. einfache Handhabung
  2. preiswert
  3. Überdosierung praktisch nicht möglich, da überflüssiges Magnesium entweder zu Durchfall führt, oder vermehrt über die Nieren ausgeschieden wird
  4. bei Menschen, die zu Verstopfung neigen, können bestimmte Magnesiumverbindungen auch hier helfen

Nachteile:

  1. schlechte Aufnahmequote über den Magen-Darm-Trakt (durchschnittlich werden nur ca. 30% des aufgenommenen Magnesiums resorbiert)
  2. wenn höhere Dosierungen benötigt werden, wie z.B. bei Herzrhythmusstörungen oder Migräne, kann die Aufnahme durch die abführende Wirkung behindert sein

Folgende Verbindungen sind üblich:

Anorganische Verbindungen findet man oft in Supermärkten und Drogeriemärkten. Der Grund hierfür liegt im niedrigeren Preis und darin, dass der Magnesiumgehalt in anorganischen Verbindungen höher ist, als in organischen Verbindungen. Dafür ist allerdings die Verwertung deutlich schlechter.

  1. Magnesiumoxid: die wohl häufigste Verbindung in den eher preisgünstigen Präparaten. 
  2. Magnesiumcarbonat: oft in sogenannten Nasenmitteln Entsäuerung zu finden. Wie beim Magnesiumoxid keine wirklich gute Wirkung im intrazellulären Bereich
  3. Magnesiumsulphat: findet man in häufig in Präparaten gegen Verstopfung. Wirkt stark abführend. Zur Anhebung des Magnesiumspiegels ungeeignet

Organische Verbindungen sind in aller Regel in den Apothekenpräparaten zu finden. Vorteil ist die bessere Aufnahme in die Zelle. Der Nachteil der geringe Magnesiumgehalt.

  1. Magnesiumcitrat: wird gut verwertet und ist immer noch relativ preiswert. Liegt keine Neigung zu Durchfall vor, ist Magnesiumcitrat sicher das geeignete Mittel
  2. Magnesiumorotat: wird noch besser verwertet als Magnesiumcitrat. Die enthaltene Orotsäure hat einen zusätzlichen therapeutischen Effekt auf das Herz-Kreislauf-System. Allerdings relativ teuer.
  3. Magnesiumglycinat: hierbei ist das Magnesium an die Aminosäure Glycin gebunden. Glycin ist relativ klein und dadurch wird die Aufnahme aus Darm und in die Zelle deutlich verbessert. Außerdem wird deutlich weniger Durchfall verursacht. Magnesiumglycinat ist für meinen etwas nervösen Darm zur Zeit die beste Magnesiumquelle. Ich vertrage dabei locker 600 mg, was bei den anderen Magnesiumformen undenkbar wäre.

Ich habe bei obiger Aufzählung einige Magnesiumformen bewusst weg gelassen, weil sie auf dem Markt entweder keine Rolle spielen, oder schwer erhältlich sind. Auch habe ich bewusst auf die Nennung von Präparaten, bzw. Markennamen verzichtet (ich will ja hier informieren und keine Werbung machen). Jeder kann die für ihn geeignete Magnesiumform googeln, oder sich in der Apotheke erkundigen und wird schnell fündig werden.

Generell noch ein Wort zum Magnesiumbedarf: Man geht davon aus, dass der tägliche Bedarf, je nach Gewicht, Geschlecht und Alter, bei 300-400 mg liegt. Einige Untersuchungen, die in letzter Zeit publiziert wurden, gehen inzwischen von einem deutlich höheren Bedarf aus. Das deckt sich auch mit meiner Erfahrung. Vielen Patienten geht es erst richtig gut, wenn die Gabe bei 500-600 mg liegt. Ich möchte gar wissen, wieviel Panikattacken, Wirbelsäulenschäden, Herzprobleme, Migräneattacken vermieden werden könnten, wenn vermehrt auf einen vernünftigen Magnesiumspiegel geachtet würde. 


Laut Deutsche Gesellschaft für Ernährung gibt es aber doch in Deutschland keinen Mangel! Na, die irren sich aber gewaltig! Die Magnesiumaufnahme über die Ernährung sind seit Jahrzehnten ständig. Grund liegt in der immer schlechter werdenden Lebensmittelqualität. Darüber werde ich zu einem späteren Zeitpunkt schreiben….

Magnesium - Wie erhöhe ich meinen Magnesiumspiegel

Nach meinem letzten Blog über Magnesiummangel haben mich einige Leute gefragt, wie man den Magnesiumspiegel sinnvoll anhebt.
Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten:

     1, Die Infusion oder Spritze
  1. Die Einnahme durch Tabletten, Granulat, Dragee, Pulver, Brausetablette
  2. über die Haut, auch transdermal genannt, über Spray oder Badezusatz

Die Infusion, bzw. Spritze wird sicher nicht für jeden das richtige Mittel sin. Am ehesten eignet sich die Infusion für Notfallsituationen, wie Herzrhythmusstörungen, Herzrasen, akuter Migräneanfall, etc.
Aber auch Patienten mit sehr niedrigem Magnesiumspiegel im Vollblut profitieren von Infusionen, da hierdurch mehr Magnesium zuverlässig in den Körper gelangt und Nebenwirkungen, wie Durchfall,
vermieden werden können. 

Die Vorteile:
  1. sofortige Wirkung
  2. 100% Aufnahme
  3. funktioniert auch bei Störungen des Magen-Darmtraktes
  4. keine Nebenwirkungen, wie Durchfall
  5. in Akutsituationen geeignet

Nachteile:
  1. höhere Kosten, als bei der Einnahme
  2. höherer Zeitaufwand

Idealerweise ergänzt man die Infusion mit einem Vitamin-B-Komplex. Die Patienten berichten durchweg von einer schnellen und positiven Wirkung und einer deutlichen Verbesserung ihrer Situation.



Demnächst mehr Informationen über die Einnahme und die verschiedenen Magnesiumformen.

Magnesiummangel

Oft habe ich in der Praxis mit Patienten zu tun, die über Stressanfälligkeit, Schlafstörungen, innere Unruhe, Kopfschmerzen und ähnliche Symptome klagen.
Neben dem, heutzutage allgegenwärtigen, Stress gibt es dafür oft eine recht banale körperliche Ursache: Magnesiummangel!

Frage ich die betroffenen Patienten danach, erhalte ich oft die Antwort:“ Der Doktor hat gesagt, mit dem Blut ist alles in Ordnung“. Tja, leider stellt sich in fast
allen Fällen heraus, dass der liebe Onkel Doktor das Magnesium gar nicht bestimmt hat. Dafür gibt es auch einen logischen Grund: Magnesium liegt zu über 95% 
in der Zelle vor und lässt sich deshalb aus dem Serum nicht zuverlässig bestimmen. Es kann sogar sein, dass unter Stress die Magnesiumwerte im Serum höher sind,
während gleichzeitig die Zelle schon längst nach Magnesium lechzt. Also ist die Messung aus dem Serum ziemlich für die Katz und wird deshalb erst gar nicht gemacht.
Man könnte das Magnesium natürlich aus dem Vollblut bestimmen, aber das ist aufwendiger und keine Kassenleistung. Also bitte nicht mit dem Arzt schimpfen,
sondern mit der Krankenkasse.

Die Folgen eines Magnesiummangels sind nicht zu unterschätzen. Außer den bereits genannten Symptomen können auch 

- Migräne
- Depressionen
- krampfartige Magen-Darm-Beschwerden
- Regelschmerzen
- Muskelzuckungen und Krämpfe

auftreten.

Magnesium wird auch das Salz der Ruhe genannt und sorgt für einen besseren Schlaf, ein ausgeglichenes Gemüt, Stressresistenz und vieles mehr.
Wir bestimmen bei uns in der Praxis den Magnesiumwert aus dem Vollblut, zusammen mit weiteren Mineralstoffen und Spurenelementen (Calcium, Kalium, Zink, Selen u.a.).
Damit bekommen wir ein relativ klares Bild über die Situation in der Zelle und können, gemeinsam mit dem Patienten, die Strategie zur Optimierung des Magnesiumspiegels
festlegen.

Demnächst mehr über die verschiedenen Möglichkeiten dazu.